Die Haltung – Teil I: Körperhaltung

Bauch rein – Brust raus? Diese verspannte Haltung war einmal …

Aber worauf kann man wirklich achten ?

Und was hat das mit der Stimme zu tun?

Die meisten Menschen gehen, stehen und sitzen nicht mehr aufrecht – wir leben in einer Sitzkultur, in der man sich seine Haltung leicht verderben kann, wenn man nicht aufpasst (Vom Bürostuhl ins Auto zurück ins Büro …)

Dabei lohnt es sich gleich aus mehreren Gründen auf die Haltung zu achten:

Die Rückenmuskulatur und die Bandscheiben werden entlastet. Du hast weniger Rückenschmerzen.

Du wirkst und bist vitaler und präsenter. Ältere Menschen wirken zudem bedeutend jünger als ihre Altersgenossen, wenn sie aufrecht gehen.

Kleine Haltungschecks, die nach einer Weile bewussten Übens in den Alltag einfliessen, verbessern deine Selbstwahrnehmung insgesamt – auch bezogen auf die innere Haltung bzw. Einstellung.

Für die Stimme wirkt sich eine aufrechte Haltung vor allem in zwei Bereichen aus:

Durch eine volle Entfaltung der Lungenflügel nimmt das Atemvolumen zu: Die Stimme klingt voluminöser und kräftiger.

Durch eine Streckung im Hals-Nackenbereich entsteht mehr Raum im hinteren Rachen: Die Stimme wird klarer und das Sprechen müheloser.

Hier die Beschreibung einer aufrechten Haltung – gleich zum Ausprobieren.

Du kannst Dir im Körper einfach verschiedene „Stationen“ vorstellen:

Station 1: Die Füße

Stelle Dich hüftbreit hin, die Füße etwa parallel zueinander, das Gewicht gleichmäßig auf beide Füße verteilt. Ein Mass für diesen Stand hast Du, wenn Du den rechten Fuss mit der Ferse im rechten Winkel am Ballen des linken Fusses ansetzt und ihn dann über dem rechten Fussballen als Drehpunkt in die parallele Stellung bringst.

Station 2: Die Knie

Lasse sie ganz leicht locker. So wenig, dass man es von außen kaum sieht. Im Gegensatz zum Stand mit durchgedrückten Knien hast Du so einen besseren Kontakt zum Boden.

Der Körper hat auf diese Weise die Möglichkeit seine Aufrichtung durch minimale schwingende Bewegungen immer wieder neu auszubalancieren. Günstig auch für die Körpersprache, doch das ist schon wieder ein eigenes Thema.

Station 3: Das Becken

Die Hüftknochen sollten leicht nach vorn gewinkelt sein. Dadurch wird der Lendenwirbelbereich nach unten gedehnt, das wirkt einem Holhkreuz entgegen. In diesem Bereich hängen die meisten Menschen etwas durch.

Eine einfache Formel hilft: Hinten den Lendenwirbelbereich nach vorn/unten strecken, an der Körpervorderseite dagegen etwas anziehen, so als wolltest Du die Strecke zwischen Schambein und Bauchnabel verkürzen.

Station 4: Das Brustbein

Ein sehr wichtiger Punkt für die Aufrichtung. Du findet ihn, wenn Du deinen Oberkörper in die Postion „General mit Orden auf der Brust“ bringst. Du spürst wie sich dabei einknochiger Punkt in der Mitte der Brust mit nach vorn schiebt – dein Brustbein (Sternum). Die Schultern fallen gleichzeitig etwas nach hinten. Lasse jetzt aus der übertriebenen „Brust-raus“ Position etwas los bis das Brustbein etwa in der Höhe zwischen den beiden Schultern liegt. Hier bleibst Du.

Station 5: Der Scheitelpunkt

Stell Dir vor, dass sich an dem höchten Punkt Deines Kopfes ein feiner Faden befindet, der dich sanft in Richtung Decke (oder Himmel) zieht. Aber Vorsicht: Wo ist dieser höchste Punkt genau? In der Regel ist es der Scheitelpunkt, auf jeden Fall liegt der höchste Punkt relativ weit hinten. Du kannst Dir seine Position klar machen, indem Du Dir eine Linie vorstellst, die Deine Wirbelsäule verlängert. Sie läuft im Bereich der Ohren in der Mitte durch den Kopf. Dort, wo sie ihn verlassen würde, ist der Punkt, den Du zur Aufrichtung brauchst.

Ein Hinweis zum Trainieren: Je nach deinen sonstigen Haltungsgewohnheiten kann sich diese „neue“ aufrechte Haltung mehr oder weniger unbequem anfühlen. Dein Muskelsystem ist vielleicht an einigen Stellen nicht mehr daran gewöhnt, sich stärker zu dehnen oder auch loszulassen. Strecke und dehne deinen Körper zwischendurch und nimm ab und zu für 1 – 2 Minuten diese aufrechte Haltung ein um sie nach und nach zu deiner Gewohnheit werden zu lassen. Zwischendurch wirst Du immer wieder in deine alte „Bequemhaltung“ zurückfallen, das ist völlig normal. Bleibe einfach regelmässig dran und belohne Dich auch dann innerlich, wenn Du dich in einer krummen Haltung ertappst – für das Bemerken. Denn sich selbst überhaupt ersteinmal wahrzunehmen ist oft der erste Schritt.

Wenn Du Dir unsicher bist, inwiefern Du wirklich gerade stehst, suche Dir einen Feedbackpartner / -partnerin, der oder die Dich wohlwollend kritisch „von der Seite anschaut“.

Viel Spass und Erfolg beim Ausprobieren!

wünscht Dir

Silke

P.S. Weisst Du im Alltag manchmal zwischendurch nicht „wo Dir der Kopf steht“ ? Mir hilft der folgende Satz:

„Wenn du dich fragst, wo du gerade sein sollst, schau, wo deine Füsse sind.“ 

Wir sind in jedem Moment genau da, wo wir sein sollen. Dieser Workshop bleibt oft unerkannt, weil er nichts extra kostet. Er heisst „Leben“ !

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